Dienstag, 18. August 2020

Der Frühling zieht in den Filzladen ein.

Lieben, irren, schwirren, was wäre das Leben ohne Wirren? (Monika Minder)

Als der Orkan " Friederike" am 18.01.2018 wurde die Schule früher geschlossen. Ein Freund stand vor der Schule und brachte mich sicher nach Hause. Wind, Sturm und Regen, es blitzte und krachte. "Friederike" tobte sich im Garten aus. Oh ha, wenn Frau richtig wütend ist, dann ist Vorsicht angesagt. So löste das Orkantief Friederike Windböen bis Orkanstärke aus. Auf dem Brocken wurde sogar eine Böe von 203km/h gemessen. Was für eine Naturgewalt. Am anderen Tag sahen wir dann, was Friederike angerichtet hatte. 

Eine 45 Jahre alte Birke hatte sie mit Wurzelwerk zum Sturz gebracht. Die gute alte Birke, lag quer im Garten. Als Kind hatte ich sie mit meinem Vater gepflanzt. Von Gartenmauer zu Gartenmauer, lag sie mit ihrem riesengroßen Wurzelballen da. Was für ein Glück, die Mauern blieben ganz. Der Baumstamm wurde nach und nach in kleine Stücke geschnitten. Das gibt ein schönes warmes Feuer. Was mache ich nur mit den dünnen feinen biegsamen Zweigen? Sie sind ja wirklich zu schade um wie wegzuwerfen.

Ah, mir fehlt ja für meinen Laden noch Frühlings-deko. An einem schönen Frühlingstag ging ich also in den Garten. Vor mir lag ein geroßer Haufen Birkenzweige.Der Baumstamm war frisch gesägt und roch wundervoll nach frischem Holz. Handschuhe an, mit Astschere ausgerüstet- ging es ran an die Arbeit. Puuuh, was für ein Durcheinander. Birkenzweig für Birkenzweig zog ich aus dem Haufen. 

Nach dem Stapeln ging es nun ans Binden. Ein großes Osternest für das Schaufenster sollte es werden. Ich hatte schon etwas Mühe, den Birkenzweigen zu zeigen, in welche Richtung ich sie haben wollte. Aua- ich blutete aua- Pflaster. Lach. Ich gab nicht auf.  Yeah, stundenspäter hatte ich ein riesengroßes Nest. Welcher Vogel passt da wohl rein?  Ein paar Eier waren schnell gefunden. Mit ein paar Filzblüten, Schleifchen, frischem Grün, Engelchen und einem breiten Grinsen bekam mein Schaufenster ein Osternest.

Mh, für die Jahreszeit Frühling bin ich nun gut ausgerüstet. Ah, Weihnachten, da wäre doch ein Adventskranz ganz schick. Doch den zeige ich Dir ein andermal. Eine Freundin die Floristin war, erklärte mir, das Birkenzweige doch eher etwas für den Frühling sind. Naja, ich habe trotzdem einen riesen großen Adventskranz geflochten.Lach.

Doch den zeige ich Dir später.Für die Küchentür und Filzraumtür habe ich eine schöne Idee gefunden. Birkenzweige aneinandergelegt und dann gebogen. Am Ende mit Blumendraht ersteinmal fixiert. Na, das sah doch schon mal gut aus. Doch das reichte mir natürlich nicht. Im Filzladen sollte doch auch etwas Dekoration aus Filz sein.

Dazu habe ich dann Filzrosen gefilzt. Feine weiße Merino-wolle legte ich um einen Schablone. Mit warmen Wasser und Seife filzte ich solange, bis sich keine Wollfasern mehr hoch ziehen ließen. Dann machte ich einen kleinen Schnitt und holte die Schablone heraus. Nach dem Walken und Ausformen wurde die Filzrose in Form gedreht. 

Für die Aufhängung nahm ich auch wieder Merinowoll im Kammzug. Längs ein Stück abgeteilt, ergibt ja fast schon eine Schnur. Erst trocken rollen und nach und nach warmes Wasser zugeben. Zum Schluss noch etwas Seife und alles schön fest filzen. 

Aha, die Blätter aus Filz, ja da habe ich den Kammzug am Ende etwas auseinandergezogen und eine Lage Wolle daraufgelegt. Filzen, filzen und in Form eines Blattes geschnitten. Alles schön aus-gewaschen und getrocket. Die Filzblüten und Schnüre bekamen ihren Platz. Zum Schluss habe noch ein paar Lavendelzweige eingebunden. Hurra, nun hängt es.  Also, ich bin begeistern und meine Filzkurs-teilnehmerinnen haben eine nette Anregung. So manches wurde schon nachgefilzt. Wie toll ist das denn?


                   Ich liebe das,

                   wie ich bin,

                   und das,

                   was ich tue.





Dienstag, 10. Dezember 2019

Unterwegs KLP Wendland 2019

Seit 1989 ist die Kulturelle Landpartie (KLP) im Wendland einer der größten Kunst- und Handwerksausstellung im ländlichen Raum der Bundesrepublik. Ich entdeckte dieses wunder-schöne Land vor etwa 10 Jahren. Damals waren wir mit dem Motorrad unterwegs und sahen ein Plakat " Wunderpunkte im Wendland".

Eine Freundin erzählte mir später ganz begeistert von der KLP. Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten verwandelt sich das Wendland in einen Ort, der Begegnung, der zahlreichen Kunstausstellungen und musikalischen, kulturellen und kreativen Aktionen. Gorleben ist jedem ein Begriff. Ein Jahr später waren wir wieder da. Im Paket ein Zelt, Schlafsäcke und Campingsausrüstung. Wir fuhren von Ort zu Ort und wir waren begeistert. Und wenn Du einmal im Wendland gewesen bist, die Landschaft gesehen hast, das leckere Essen genossen hast und mit den Bewohnern gesprochen hast- dann kannst Du echt Verstehen, warum die Aktion: "Atomkraft nein danke"  so unendlich wichtig ist. Ein Kreuzzug führte 1988 von der geplanten Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf zum geplanten atomaren Endlager in Gorleben. Ein schweres Holzkreuz wurde als Zeichen für den Erhalt der Schöpfung getragen. An vielen Stationen wurde mit einer Andacht daran erinnert, dass die Natur etwas ist, was beschützt werden muss. Das Holzkreuz wurde in Gorleben zu einem Gottesdienst aufgestellt. Viele, viele unermüdlichen Aktionen, Proteste, Demonstrationen, wie ich sie sonst nur aus den Medien gekannt habe, kenne ich von Menschen die sich mit Leidenschaft dafür einsetzen, Atomkraft nein Danke, bis heute fortzuführen.

Seit 2017 bin ich nun als Ausstellerin in der Kulturellen Landpartie. Ein Freund, der im Wendland wohnt fragte mich eines Tages. "Sag mal Lohmi, ihr seit doch jedes Jahr mit eurem Wohnwagen (ja das Zelt wurde irgendwann eingetauscht) da. Und Du hast einen Filzladen? Ich so: " Ja habe ich!" Hast Du nicht Lust mit einem Stand dabei zu sein?"  " Was iccccccccccccch, hier ausstellen?" : rief ich. Yeah, das wäre ja wunderprima. 

 

 

Mein Gegenüber  trat ein Schritt zurück und musste lachen. Ich sah wohl so aus, als wäre Ostern und Weihnachten plötzlich auf einen Tag für mich gelandet. Also gesagt getan, mein Auto wurde vor Himmelfahrt voll bis unter den Rand beladen. Und da ich ja seit 2016 zu Kreativmärkten fuhr, hatte ich  ja auch schon die Marktgrundausrüstung, wie Pavillon, Tische usw. mir angeschafft.  Das Wochenende Himmelfahrt und das Pfingstwochenende bin ich in Salderatzen und habe echt meine Freude. Mir macht es so viel Spaß, mein Tun zu zeigen, mit den Besuchern zu klönen und meine Lieblingsorte im Wendland unter der Woche zu besuchen.

2020 fiel aufgrund Corvid 19 die 31.Kulturelle Landpartie Wendland aus. Ich hoffe, dass ich im 2021 wieder ins Wendland fahren kann. Drück mal die Daumen.

                                 


Ich erweitere meine Grenzen, damit ich offen bin für alle Arten von postiven Erfahrungen.



Mein erster Filzladen




Sonntag, 25. August 2019

Scha(r)fe Gefühle


Das Material Schafwolle bietet mit ihren Eigenschaften eine Vielzahl von Themen wie; Wärme und Schutz, Struktur, Geruch, Farbe, Leichtigkeit, Festigkeit, Chaos und Ordnung, Offenheit, Kontakt und Grenze, Haltbarkeit, Mehrdimensionalität, Geschichte und Kultur. Für die Kinder war es ein Material, um damit in Bewegung zu kommen, einen Rhythmus zu finden und mit den eigenen Händen tätig zu werden. Das stärkt ihr Selbstvertrauen und ihr Selbstbewusstsein und sie sind dann in der Lage zu sagen: „Das habe ICH geschafft.“ und „Das habe ICH gemacht.“ Zusätzlich sorgt dieser Prozess für Entspannung und Ausgleich und die dabei gemachten Erfahrungen sind am Ende sichtbar.

Die unverdauten Gefühle,  sind deutlich zu spüren, können somit aufgenommen und befreit werden. In dem Prozess des Verfilzens werden unterschiedliche Bearbeitungsmöglichkeiten angeboten, in denen die Innenwelt mit der Außenwelt in Verbindung gebracht wird. Vom Zupfen, streicheln, reiben, rollen, klopfen, nadeln, bis hin zum Werfen und kneten wird dies zuerst kennengelernt, betastet, überprüft, dann aufgenommen, ausgewählt, verarbeitet und dann sich zu eigen gemacht und integriert. Der Prozess des Verfilzens bietet eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten oder Metaphern für die kunsttherapeutische Arbeit.

2013 Geschichte: "Wolly das Schaf"
Es ist für mich immer wieder interessant, das Filzstück zu betrachten und sich anzuschauen, wie dies gearbeitet wurde, ob sie transparent oder dicht, weich oder hart, hell oder dunkel, verhüllen,  beschützen, oder schmücken, sie klein oder groß, eben oder uneben. Die persönlichen und individuellen Erfahrungen, Erlebnisse und Erkenntnisse sind total spannend.  Eine Möglichkeit damit eine spielerische und konstruktive Auseinandersetzung mit Lebensthemen auseinanderzusetzen. Fragen die auftauchen, nehmen Gestalt an, so dass eine Auseinandersetzung darüber möglich wird. Sich den eigenen Händen zu überlassen, zu versuchen und den Verstand für einen Moment auszuschalten, das war kann für Menschen eine ganz neue Erfahrung sein, die sie sehr dankend annehmen. Der Prozess ist sehr wichtig und das Ergebnis wird mit strahlenden zufriedenen Gesichtern angenommen.  So kann es gelingen aus dem Gefühlschaos auszusteigen, um im Hier und Jetzt einzutreten und das großes Reich der Phantasie mit Freude zu betreten zu können.

In der kunsttherapeutischen Arbeit nehme ich den Filz in den Fokus meiner Aufmerksamkeit.
Gleichzeitig gelingt es mir, weitere neue Beziehungen herzustellen, während ich Grenzen überschreite und sie mit anderen künstlerischen Mitteln verbinde. All dies vertieft mein Gewahrsein und meine Freude wächst. Dinge in meinem Leben finden so immer wieder neuen Platz. In der psychosozialen Kunsttherapie sehe ich eine gute Arbeitsweise, um sich zum einen an die individuellen Bedürfnisse der Menschen zu orientieren, um den kunsttherapeutischen Ansatz auszuwählen. Zum anderen stehen mir unterschiedliche künstlerische Mittel, wie Malerei, Plastik, Schreiben, Grafik, Bewegung u.a. zur Verfügung, um Konflikte und Störungen zu begegnen. Und dies lässt sich wunderbar mit dem fusseligen Vergnügen verbinden. Es ist mir ein großes Anliegen, die Kraft des Filzens in der psychosoziale Kunsttherapie so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen.
2013 Kunsttherapeutische Ausstellung- Filzbilder

Kunst trifft Therapie


Das Filzen eine therapeutische Wirkung hat- dass lese ich immer wieder. Doch wie genau, was passiert während des Filzen wirklich im Inneren? Mh ich ging auf die Suche, nach geeigenter Literatur- tja leider bin ich bis jetzt nicht wirklich fündig geworden. Es gibt eine sehr gute Abschlussarbeit- die sich mit den textilen Arbeiten beschäftigt. Ebenso eine holländische Kunsttherapeutin hat ein paar Artikel über die Wirkungsweise es filzen und ihrer Methoden verfasst. Doch eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema habe ich noch nicht gefunden.Ich habe einen Filzkurs in Oberrot besucht- indem es ein kleinen Einblick in die therapeutische Arbeit mit Filz ging. Es war für mich so hoch spannend- die Methoden intensiv und klar- dass ich dies unbedingt in meine kunsttherapeutisches Praktikum ausprobieren wollte. Das habe ich getan und ich habe festgestellt- das alle kunsttherapeutische Methoden- wie malen, zeichnen, schreiben und plastizieren  eine wunderbare Wirkung erzielen. Die Gedanken und ausgesprochene Worte, die dann gefunden werden führen zu einer Lösung und zu einer Erleichterung. Doch Filzen übertraf alle meine Erfahrungen.
In meiner Abschlussarbeit zur Psychosozialen Kunsttherapie habe ich ebenfalls das Filzhandwerk mit der Therapeutischen Lupe betrachtet. Es war hoch spannend. Künstlerisches Schaffen im Sinne von produktiver Tätigkeit ist eine Suche nach Strukturen, nach Nähe, Sinn, Zufriedenheit und Geborgenheit. Die Filztechniken lassen sich an die individuellen Bedürfnisse und Ziele der Kinder anpassen. Der Einsatz der Filztechnik ist auch in kurzen Sitzungen ausführbar, da ein rasches Erfolgserlebnis entsteht. Die einfachen und wiederholenden Arbeitsschritte können auch gut unterbrochen werden, um sie in der nächsten Sitzung weiter fort zuführen. Da das Filzen wenig bekannt ist, können Negativ- Erfahrungen fast ausgeschlossen werden. Es bestehen wenige Berührungsängste, da die Wolle vom Schaf kommt, das als friedliebend und „lammfromm“ bezeichnet wird. Bei wiederholender Anwendung des Filzens ist eine Steigerung innerhalb der Techniken möglich (mit Schnur- Ball- Fläche- mit Schablone zum Hohlkörper) Beim Nassfilzen besteht keine Verletzungsgefahr. 

Filz der Menschen verbindet



2010 begann ich mit der Ausbildung um das Filzhandwerk in der Filzschule „Fit in Filz“ Oberrot zu erlernen. Ich entdeckte dabei vielerlei Möglichkeiten mich selbst zuerkennen. Mit der parallel dazu begonnenen nebenberuflichen Weiterbildung zur psychosozialen Kunsttherapeutin wurde für mich ein Weg geöffnet, ganz nach dem Motto: „Raus und befreie mich aus den alten Schuhen:“ Mein Herz sehnte sich schon lange bewusst, liebend, freudig und leicht durch meine Tage zu gehen. Mit sehr viel Aufmerksamkeit erforschte ich mein Inneres und Baustellen konnten geschlossen werden. Mehr und mehr habe ich entdeckt, was für ein herrliches, großartiges, schöpferische und liebende Lohmi ich bin.
Die Filzkurszeit mit Inge Bauer war für mich eine sehr wertvolle Zeit. Sie liebte das Filzen und gab ihr unendliches Wissen und ihre Neugier immer wieder sich in ihren Filzstücken weiterzuentwickeln sehr gern weiter.  Sie liebte es Menschen Raum zu geben, so dass jeder seine eigene Kreativität entdecken konnte. Das  hat sie bei mir total geschafft und ich nahm all ihre Worte in mich auf. In den Bekleidungskursen fand es spielend raus, welche Individualität jeder hat und dann wurde gefilzt bis alles perfekt passte. 
Filzproben, die zur Berechnung sehr hilfreich sind.


Meine Abschlussarbeit zur Filzgestalterin:  mit dem Thema: Kleidung berührt, von innen nach außen“. Die Kunst eines erfüllten Lebens, ist auch die Kunst des Lassens: Zulassen - Weglassen - Loslassen.“(Ernst Ferstl) Doch das sich etwas im Außen ändern kann, braucht es eine Veränderung im Innen. Und diese beginnt mit Wahrnehmen und Beobachten was jetzt im Moment da ist. Zwischen Himmel und Erde ist der Mensch. Er streckt sich nach der Sonne aus und braucht ebenso die Verwurzelung. Beides braucht seinen Ausgleich. Im Mittelpunkt meiner Abschlussarbeit stand, das Kleid- das die Symbolik der ausgewählten Chakren wiedergibt. Durch Auswahl von Material und Farbe, ist es gelungen, die bewusste klare Struktur im Symbol der Chakren auszudrücken. „Und plötzlich weißt Du: Es ist Zeit etwas Neues zu beginnen und der Magie der Anfänge zu vertrauen.“(Meister Eckart) Die nahtlosen Filzkleider zeigen die ersten drei Chakren- die Klarheit von innen nach außen zeigt. Sie können von rechts, wie auch von links getragen werden.
Und so verfolge ich diesen Weg weiter und filze am liebsten in der Nunofilztechnik. Schals, Armstulpen, Oberteile- mit Naturstoffen als Trägermaterial. Ich liebe die Strukturen  die dabei enstehen, immer wieder anders und für die Trägerin einzigartig. Anfang 2019 zu einem Filzkurs in Göttingen habe ich erfahren, dass die einzigartige Inge Bauer die Erde verlassen hat. Dies hat mich tief getroffen. Später gab es in der FUN- Zeitschrift einen wunderbaren geschriebenen Nachruf. Inge ich bin dir sehr dankbar für all die Zeit, die ich mit dir verbringen durfte. Du bist in meinem Herzen.

Der Frühling zieht in den Filzladen ein.

Lieben, irren, schwirren, was wäre das Leben ohne Wirren? (Monika Minder) Als der Orkan " Friederike" am 18.01.2018 wurde die Sc...